Lehrberufe für MINTler
Chemieverfahrens-
technikerIn
Dauer
3,5 JahreMindestlohn nach Abschluss
€ 1.740,– bis € 2.870,–Lehrlingsentschädigung ab (Brutto)
Reaktionen, die die Industrie bewegen!
Was kann man sich unter dieser Lehre vorstellen?
ChemieverfahrenstechnikerInnen steuern, kontrollieren und warten Anlagen in industriellen, gewerblichen oder kommunalen Betrieben (beispielsweise Agrikulturchemie, Baustoffchemie, Elektronikindustrie, Erdölindustrie, Arzneimittelchemie, Kunststofftechnik, metallerzeugende und –verarbeitende Betriebe, Nahrungsmittelchemie, Papier- und Zellstoffindustrie, Photochemie, Textilchemie, Waschmittelchemie und Umwelttechnik) sowie im Anlagenbau und im Bereich der Forschung und Entwicklung. Dabei sind sie vor allem im Bereich der chemischen Verfahrenstechnik tätig, die alle Prozessschritte von der Vorbereitung der verwendeten Materialien und Maschinen über die technische Durchführung von Reaktionen bis hin zur Handhabung bzw. Verarbeitung von Produkten und Abfällen umfasst. ChemieverfahrenstechnikerInnen werden aber auch im Bereich der Versuchstechnik (anwendungstechnische Abteilungen) beschäftigt. Dort wirken sie an der Verbesserung und Entwicklung neuer Verfahren von Einsatzstoffen und Produkten sowie an der Erforschung der Eigenschaften und Anwendungsmöglichkeiten der Produkte mit.
Im Bereich der Produktion ist es die Aufgabe der ChemieverfahrenstechnikerInnen, Maschinen und Anlagen einzustellen, zu bedienen und zu kontrollieren.
Allgemein umfasst der Tätigkeitsbereich die Disponierung (= Planung der Einsetzbarkeit), Handhabung bzw. die Konditionierung (= eine Reaktion hervorrufen) von Produktionsstoffen und Betriebsmitteln. Sie bereiten die Maschinen und Anlagen vor und nehmen sie in Betrieb. Danach müssen sie den Prozess und die Anlagen kontrollieren bzw. steuern, die Zwischenprodukte bzw. das Produktionsgut und die Handhabung kontrollieren und schließlich das Produkt überprüfen. Von besonderer Bedeutung sind dabei Instandhaltungs- bzw. Wartungsarbeiten.
Wesentliche Tätigkeiten werden in den Bereichen chemischer und biotechnologischer Verfahrenstechnik, in Untersuchungstechnik sowie Qualitätssicherung ausgeübt.
Zum Stellenbild kann auch die erforderliche Stoffkontrolle gehören oder diese wird in Abstimmung bzw. Arbeitsteilung mit dem Betriebslabor durchgeführt. Für derartige Tätigkeiten ist deshalb die analytische Grundausbildung Voraussetzung.
Im versuchstechnischen Bereich von Betrieben und F&E-Einrichtungen sind ChemieverfahrenstechnikerInnen bei der Entwicklung von Verfahren und Anlagen beteiligt. Dabei führt der Arbeitsprozess von Versuchsanlagen im Labormaßstab über Anlagen im Pilotmaßstab bis zur technischen Anlage.
Welche Fähigkeiten und Talente sollte man mitbringen?
- Physische Ausdauer: Belastung durch Lärm, Hitze und Dämpfe
- körperliche Wendigkeit: Arbeiten auf Leitern und Laufstegen an Großanlagen
- Gleichgewichtsgefühl: Arbeiten auf Leitern und Laufstegen an Großanlagen
- Handgeschicklichkeit: Einstellen, Warten und Reparieren der Anlagen
- Auge-Hand-Koordination: Steuern der Produktionsanlagen
- Geruchs- und Geschmackssinn: Erkennen von Chemikalien am Geruch, insbesondere zur Unfallvermeidung bei ausströmenden Gasen
- Sehvermögen: Kontrollieren der Zwischen- und Endprodukte
- Unempfindlichkeit der Haut: Arbeiten mit Chemikalien, Belastung durch Hitze und Dämpfe
- mathematisch-rechnerische Fähigkeit: Auswerten und Beurteilen von Mess- und Analysedaten
- technisches Verständnis: Steuern und Warten der Maschinen und Anlagen
- Fähigkeit zur Zusammenarbeit: Zusammenarbeiten mit angelernten Arbeitern und Technikern
- logisch-analytisches Denken: Erkennen von Fehlerursachen bei Produktionsstörungen
- Reaktionsfähigkeit: Steuern der Maschinen und Anlagen
- Merkfähigkeit: Merken zahlreicher Produktionswerte wie z.B. Temperatur, Druck usw.
- Selbständigkeit: rasches und richtiges Eingreifen bei Produktionsstörungen
- generelle Lernfähigkeit: Aneignen von Kenntnissen über neue Produktionsverfahren und Produkte
- psychische Belastbarkeit: Nacht- und Schichtarbeit
Sinn und Zweck dieses Berufs
Als ChemieverfahrenstechnikerIn bist du für die Herstellung verschiedenster chemischer Produkte wie Kunststoffe, Medikamente oder Farben zuständig. Du arbeitest in großen Produktionsanlagen, in denen du die Maschinen bedienst, überwachst und sicherstellst, dass chemische Prozesse reibungslos und sicher ablaufen. Dabei hast du die Kontrolle über Temperatur, Druck und andere Parameter, die für die Produktion entscheidend sind.
Neben der Überwachung bist du auch für die Analyse der Produkte zuständig, um ihre Qualität zu überprüfen. Du nimmst Proben und führst Tests durch, um sicherzustellen, dass alles den vorgeschriebenen Standards entspricht. Sollte etwas nicht stimmen, greifst du ein und passt die Produktionsabläufe an. Deine Arbeit trägt somit dazu bei, dass chemische Erzeugnisse sicher und effizient hergestellt werden.
Kurz gesagt: Als ChemieverfahrenstechnikerIn sorgst du dafür, dass chemische Produkte in hoher Qualität und unter sicheren Bedingungen hergestellt werden. Du bist der/die ExpertIn, der/die die komplexen Produktionsprozesse im Griff hat und so für den reibungslosen Ablauf in der Chemieindustrie sorgt.
Perspektiven und Entwicklungsmöglichkeiten nach der Lehre
Weiterbildung
Die Weiterbildung der ChemieverfahrenstechnikerInnen erfolgt vor allem in innerbetrieblichen sowie externen Kursen und Schulungen.
Weiterführende Bildungsmöglichkeiten zur Erreichung höherer Bildungsabschlüsse bzw. zur Höherqualifizierung für AbsolventInnen dieses Lehrberufs sind vor allem die Werkmeisterschule für Berufstätige mit den Fachrichtungen „Technische Chemie“ und „Technische Chemie und Umwelttechnik“ (2 Jahre, Abendunterricht) und die zur Reife- und Diplomprüfung führende Höhere Lehranstalt für Berufstätige für Chemie (Ausbildungsschwerpunkte „Biochemie und Biochemische Technologie“, „Chemische Betriebstechnik“, „Molekularbiologie und Gentechnologie“, „Technische Chemie – Instrumentelle Analytik“ und „Umwelttechnik – Umweltschutzmanagement“; 4 Jahre).
Aufstiegsmöglichkeiten
In großen Industriebetrieben können ChemieverfahrenstechnikerInnen zu VorarbeiterInnen, SchichtführerInnen, SchichtmeisterInnen, TagesschichtmeisterInnen, WerkmeisterInnen, ObermeisterInnen, AbteilungsleiterInnen oder WerkführerInnen aufsteigen.
Selbständigkeit
Die Möglichkeit einer selbstständigen Berufsausübung (als GewerbeinhaberIn, PächterIn oder GeschäftsführerIn) besteht für ChemieverfahrenstechnikerInnen im reglementierten Gewerbe „Chemische Laboratorien“ (Befähigungsnachweis erforderlich).
Weiters können ChemieverfahrenstechnikerInnen das freie Gewerbe „Erzeugung von chemisch-technischen Produkten, die nicht als Gifte im Sinne des § 50 Abs. 4 GewO 1994 einzustufen sind“ ausüben.