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Was kann man sich unter dieser Lehre vorstellen?

OrthopädieschuhmacherInnen stellen orthopädische Heil- und Hilfsmittel für PatientInnen mit Fußbeschwerden her. Durch derartige Behelfe werden Beinlängenunterschiede, Fehlbelastungen, Lähmungen und Lähmungsfolgen, Versteifungen, Missbildungen, Wachstumsstörungen und fehlende Fußteile (z.B. Zehen) ausgeglichen.

Modernen Möglichkeiten zur Fußanalyse, wie Fußdruckmessung und Erstellung von orthopädischen Fußabdrücken mittels Computer (Scanner) und der Einsatz neuer Fertigungsverfahren (z.B. Computerfräsen) sowie moderner Passteile und Materialien erweitern und erneuern die Funktionalität von therapeutischem Schuhwerk und somit das Tätigkeitsprofil von OrthopädieschuhmacherInnen.

OrthopädieschuhmacherInnen fertigen orthopädische Schuhe, Innenschuhe (z.B. Beinverlängerungsprothesen, Fußteilprothesen, Schienbeinschalen, Fußheber, Lähmungsbandagen) und Maßeinlagen an. Bei kleineren Fußdeformationen nehmen sie orthopädische Zurichtungen an Konfektionsschuhen vor.

Ihre Haupttätigkeit ist die Herstellung orthopädischer Schuhe, für die sie zunächst eine fachärztliche Verordnung benötigen, auf der Angaben über das Fußleiden und die notwendigen orthopädieschuhtechnischen Maßnahmen angegeben sind. Um ein vollständiges Bild von der Behinderung zu erhalten, nehmen OrthopädieschuhmacherInnen zusätzlich eine Anamnese (Krankheitsgeschichte) auf und treffen dann die Vorbereitungen für die Schuhfertigung. Ihre Arbeit beginnt mit dem Abnehmen der Fußmaße, wonach sie eine Werkzeichnung anfertigen, in der die Einzelheiten festgelegt werden. Weiters fertigen sie ein Gipsmodell des Fußes an und gießen es mit flüssigem Kunstharz aus. Nachdem das Kunstharz fest geworden ist, schlagen sie den Gips ab und erhalten so ein Kunstharzmodell, das der Form und den Maßen des Fußes genau entspricht. Bei geringen Missbildungen werden statt des Kunstharzmodelles auch Holzleisten verwendet, die auf die entsprechenden Maße zugerichtet werden.

Nach der Fertigstellung des Leistens bzw. des Kunstharzmodells stellen die OrthopädieschuhmacherInnen die Kopieeinlage (Ausgleichsbettung) her. Diese gleicht die Deformation und die Funktionsstörung des Fußes im Wesentlichen aus und hält den Fuß in der korrigierten Form. Nach dem Kopieeinlagenmuster stellen sie die Brandsohle (Innensohle) her. OrthopädieschuhmacherInnen fertigen auch Schaftverstärker an, die dazu dienen, den Fuß in einem bestimmten Winkel zu halten. Nach der Brandsohleneinlage stellen sie die Zwischen- und Laufsohle her, in die sie eine Abrollhilfe einbauen können. Diese hat die Funktion, eine mangelnde Beweglichkeit des Fußes beim Abrollen auszugleichen. Bei der Anfertigung des Absatzes können OrthopädieschuhmacherInnen Seitenabweichungen im Aufbau von Fuß und Bein sowie Beinlängenunterschiede ausgleichen.

Das Schuhoberteil (Schaft) wird in der Regel nach Schnittmustern von den OberteilherrichterInnen hergestellt. Beim Zusammenbau von Schaft und Sohle (Bodenarbeit) heften die OrthopädieschuhmacherInnen die Brandsohle auf den Leisten und „zwicken“ (formen, spannen und heften) das vorgefertigte Schuhoberteil über den Leisten. Sie kleben den Oberteileinschlag auf die Brandsohle und füllen die Unebenheiten mit Presskork aus („Ausballen“). Die Zwischen- und die Laufsohle sowie den Absatz bringen sie durch Heften, Kleben oder Nageln an. Zuletzt schleifen sie die grobe Sohle und den Absatz ab („Ausputzen“) und färben sie.

Neben der Herstellung von orthopädischen Heil- und Hilfsmitteln führen OrthopädieschuhmacherInnen auch Reparaturen und Änderungen an den Behelfen durch. Weiters betreuen und beraten sie KundInnen im Verkaufslokal, in Spitälern, Rehabilitationszentren, Alters- und Behindertenheimen oder in deren Wohnungen. In einigen Betrieben werden zusätzlich zu den eigenen Erzeugnissen Gesundheitsschuhe und/oder orthopädisches Kleinzubehör (Zehenspreizer, Ballenpolster usw.) verkauft.

Die Tätigkeitsbereiche der OrthopädieschuhmacherInnen sind meist so aufgeteilt, dass Betriebsinhaber oder Werkstättenleiter für die Betreuung der KundInnen (Maßnehmen, Anfertigen eines Gipsabdruckes, Anprobe) sowie für die Herstellung des Leistens zuständig sind, während die verschiedenen Ausfertigungsarbeiten von den weiteren Beschäftigten des Betriebes durchgeführt werden. Im Schnitt wird pro FacharbeiterIn täglich ein Paar Schuhe angefertigt.

Welche Fähigkeiten und Talente sollte man mitbringen?

  • Handgeschicklichkeit: Durchführen von Reparaturen und Änderungen, Heften, Zwicken, Kleben, Nageln, Schleifen
  • Fingerfertigkeit: Zuschneiden, Nähen, Zurichten des Leistens
  • Auge-Hand-Koordination: Einfädeln in Nadeln, Nageln
  • Sehvermögen: Maßnehmen, Anfertigen von Werkzeichnungen und Schnittmustern
  • Unempfindlichkeit der Haut: Arbeiten mit Kunstharzen, Klebstoffen, Chemikalien
  • räumliche Vorstellungsfähigkeit: Anfertigen von Werkzeichnungen, Formen der Schuhe
  • Kontaktfähigkeit: Betreuen und Beraten der Kunden
  • Sprachfertigkeit mündlich: Betreuen und Beraten der Kunden
  • Selbständigkeit: Anfertigen des orthopädischen Schuhs vom Maßnehmen bis zur Endausfertigung

Sinn und Zweck dieses Berufs

OrthopädieschuhmacherInnen sind von wesentlicher Bedeutung für die Herstellung individuell angepasster Schuhe und orthopädischer Einlagen, die zur Korrektur von Fußproblemen und zur Verbesserung der Mobilität dienen. Diese Fachkräfte arbeiten eng mit OrthopädietechnikerInnen, ÄrztInnen und PatientInnen zusammen, um maßgeschneiderte Lösungen für Fußprobleme zu entwickeln und anzufertigen. Ihr Ziel ist es, durch die Anpassung von Schuhen und Einlagen die Schmerzen zu lindern, die Fußfunktion zu verbessern und langfristige Gesundheit zu fördern.

OrthopädieschuhmacherInnen sind spezialisiert auf die Auswahl geeigneter Materialien, die Bearbeitung von Schuhleisten und die Anpassung von Schuhen an individuelle Fußformen und -bedürfnisse. Sie fertigen orthopädische Einlagen an, die eine optimale Unterstützung und Ausrichtung des Fußes ermöglichen. Darüber hinaus führen sie Reparaturen und Anpassungen an vorhandenen Schuhen durch, um den Komfort und die Funktionalität zu verbessern.

Kurz gesagt, OrthopädieschuhmacherInnen sind Experten für die individuelle Anpassung von Schuhen und Einlagen, um Fußprobleme zu behandeln und die Lebensqualität ihrer Kunden zu verbessern. Durch ihre handwerkliche Geschicklichkeit und ihr Fachwissen tragen sie dazu bei, dass Menschen mit Fußbeschwerden wieder schmerzfrei gehen können und eine bessere Lebensqualität erreichen.

Perspektiven und Entwicklungsmöglichkeiten nach der Lehre

Weiterbildung

Weiterbildungsmöglichkeiten für OrthopädieschuhmacherInnen bietet das Wirtschaftsförderungsinstitut (WIFI), das Meisterprüfungskurse für OrthopädieschuhmacherInnen veranstaltet. Weiters hält der Zentralverband für Orthopädieschuhtechnik laufend Seminare, Kurse und Vorträge über neue Arbeitstechniken und Materialien ab.

Eine weiterführende Bildungsmöglichkeit zur Erreichung eines höheren Bildungsabschlusses bzw. zur Höherqualifizierung für AbsolventInnen dieses Lehrberufs ist vor allem die Werkmeisterschule für Berufstätige für die Schuhindustrie (2 Jahre, Abendunterricht) in Spittal an der Drau (Kärnten).

Aufstiegsmöglichkeiten

OrthopädieschuhmacherInnen können zu VorarbeiterInnen, WerkstättenleiterInnen, GeschäftsführerInnen und MeisterInnen aufsteigen. Wegen der kleinbetrieblichen Struktur des Orthopädieschuhmachergewerbes sind die tatsächlichen Aufstiegsmöglichkeiten jedoch gering.

Selbständigkeit

Die Möglichkeit einer selbstständigen Berufsausübung (als GewerbeinhaberIn, PächterIn oder GeschäftsführerIn) besteht für OrthopädieschuhmacherInnen in den Handwerken „OrthopädieschuhmacherIn“ oder „SchuhmacherIn“ (Befähigungsnachweis erforderlich).

Weiters können OrthopädieschuhmacherInnen das freie Gewerbe „Instandsetzen von Schuhen“ ausüben. Ein freies Gewerbe erfordert keinen Befähigungsnachweis, sondern lediglich eine Anmeldung bei der Gewerbebehörde.

Ausbildungsbetriebe im Lavanttal

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