Lehrberufe für Macher & Anpacker
PapiertechnikerIn
Dauer
3,5 JahreMindestlohn nach Abschluss
€ 1.920,– bis 2.790,–Lehrlingseinkommen ab (Brutto)
Vom Baum zur Botschaft!
Was kann man sich unter dieser Lehre vorstellen?
PapiertechnikerInnen stellen Papier und Karton/Pappe sowie die dazu erforderlichen Halbstoffe (Holz- und Zellstoff) her. Außerdem verarbeiten sie Papier und Pappe zu gebrauchsfertigen Produkten weiter (Veredelung). Da die Papiererzeugung weitgehend automatisiert ist, sind PapiertechnikerInnen vorwiegend mit der Steuerung und Überwachung der Produktionsanlagen befasst. Während des gesamten Herstellungsprozesses richten PapiertechnikerInnen die meist elektronisch gesteuerten und computergesteuerten Maschinen ein, prüfen die Fertigungsqualität, kontrollieren Anzeigen beispielsweise zu Temperatur- und Druckverhältnissen, überprüfen den Feuchtigkeitsgehalt von Roh-, Halbmassen und der fertigen Papier-, Karton-, Pappebahn und justieren die Einstellungen gegebenenfalls nach. Zu ihren Aufgaben gehört auch das Warten und Sauberhalten von Maschinen und sonstigen Einrichtungen.
PapiertechnikerInnen sind nicht im gesamten Aufgabenfeld des Berufes tätig, sondern auf einen der folgenden Bereiche spezialisiert: Halbstofferzeugung, Stoffaufbereitung, Papiermaschine, Papierveredelung, Ausrüstung, Papierlabor.
In der Halbstofferzeugung wird Holz entweder auf mechanischem Wege zu Holzschliff und weiter zu Holzstoff oder auf chemischem Wege zu Zellstoff verarbeitet. PapiertechnikerInnen bedienen Zellstoffkocher sowie Sortiermaschinen und Bleichanlagen von Schaltpulten oder Schaltwarten aus; bei Reinigungs- und Wartungsarbeiten arbeiten sie auch direkt an den jeweiligen Maschinen.
Altpapier lösen sie in Stofflösern (Pulper) zu einem Faserbrei auf, den sie mit Sortiermaschinen von Metallteilen und anderen Verunreinigungen und in Entfärber-Anlagen von Druckfarben säubern.
In der Stoffaufbereitung mahlen sie Halbstoffe in Mahlanlagen (Refinern) und lösen sie in Stofflösern (Pulper) mit Wasser auf. Anschließend vermischen sie in der Dosieranlage (Stoffzentrale) den Faserbrei mit verschiedenen Hilfsstoffen (Leime, Farben, Chemikalien). Für jede Papiersorte ist ein eigenes Mischungsverhältnis vorgegeben, das die PapiertechnikerInnen laufend von der Schaltwarte aus kontrollieren.
An der Papiermaschine verarbeiten sie die Stoffmischung durch Entwässern, Pressen und Trocknen zu Papier: Eine endlose Papierbahn läuft über Siebe, Presswalzen und Trockenzylinder und wird auf eine Stahlwalze (Tambour) aufgewickelt. An einer Papiermaschine ist meist ein Team von 3 bis 8 Personen eingesetzt, wobei die PapiertechnikerInnen üblicherweise als MaschinenführerInnen tätig sind. Sie arbeiten an einem Schaltpult oder in einer Schaltwarte, von wo sie den Produktionsablauf auf Bildschirmen kontrollieren, steuern und gegebenenfalls neue Daten (z.B. beim Durchführen einer Papiersortenänderung) eingeben. Bei Störungen (z.B. Papierbahnriss), beim Tambourwechsel und bei Wartungsarbeiten (z.B. Pressfilze erneuern) arbeiten sie direkt an der Papiermaschine.
In der Papierveredelung bedienen die PapiertechnikerInnen Streich- und Imprägniermaschinen. In der Ausrüstung überwachen sie die Papierendbereitung: Am Kalander wird das Papier geglättet und geglänzt (satiniert) und an Rollenschneidemaschinen und an Querschneidern auf bestimmte Formate geschnitten. Bei modernen Anlagen erfolgt das Schneiden, das anschließende Sortieren, Zählen und Verpacken in einem Arbeitsgang.
Im Papierlabor werden Halbstoffe und Papier geprüft, wobei die PapiertechnikerInnen mit verschiedenen Messgeräten Halbstoff- und Papierproben auf chemische und physikalische Eigenschaften (z.B. Saugfähigkeit, Härte, Reißfähigkeit) untersuchen.
In der Papiererzeugung geht die Tendenz zu immer größeren und schnelleren Papiermaschinen bei gleichzeitiger Verkleinerung der Teams. Der Einsatz elektronischer Steuerungen verlagert die Aufgaben der PapiertechnikerInnen zunehmend auf Kontrolltätigkeiten: Ein an der Papiermaschine angebrachter „Scanner“ tastet die Papierbahn ab, die PapiertechnikerInnen lesen die Ergebnisse in Form von Querprofilen und Diagrammen an einem Monitor in der Schaltwarte ab.
Ein großes Thema in der Papier- und Zellstoffproduktion ist der Umweltschutz. Früher war dieser Produktionszweig sehr umweltbelastend, vor allem wegen der großen Mengen an Abwasser und Produktionsabfällen, wegen der großen Energieverluste durch Abwärme und wegen des großen Holzbedarfs. Heute kann die Papier- und Zellstoffindustrie aber als Vorzeigebeispiel für eine nachhaltige, umweltfreundliche Industrie dienen, nachdem in den vergangenen Jahrzehnten enorme Investitionen in Umweltschutzmaßnahmen getätigt wurden. Die wichtigsten Maßnahmen waren: Die Schließung der Wasserkreisläufe der Fabriken (mehrstufige Reinigung des Wassers in Filter- und Kläranlagen und Wiederverwendung des gereinigten Wassers); die drastische Senkung des Energieverbrauchs der Fabriken; die weitgehende Deckung des Strombedarfs (ca. zwei Drittel) durch die Fabriken selbst (Nutzung der Abwärme, eigene Wasserkraftwerke); die weitgehende Deckung des Hozbedarfs durch Abfallholz aus der Waldpflege und der Sägeindustrie.
Welche Fähigkeiten und Talente sollte man mitbringen?
- gute körperliche Verfassung: Wechseln von Sieben und Filzen, Transportieren von Papierrollen und Maschinenersatzteilen
- physische Ausdauer: Arbeiten bei Hitze, Feuchtigkeit und Zugluft an Papiermaschinen sowie bei der Stoffaufbereitung
- körperliche Wendigkeit: Service-, Reparatur- und Kontrolltätigkeiten auf Leitern
- Gleichgewichtsgefühl: Arbeiten auf Leitern
- Handgeschicklichkeit: Bespannungswechsel und -reparaturen
- Auge-Hand-Koordination: Beheben von Papierbahnrissen
- Sehvermögen: Arbeiten mit Messgeräten im Papierlabor, Überwachen der Produktion am Bildschirm und direkt an der Anlage
- Hörvermögen: Erkennen von Gebrechen am Laufgeräusch der Maschinen
- Unempfindlichkeit der Haut: Arbeiten mit Chemikalien
- mathematisch-rechnerische Fähigkeit: Arbeiten an computergesteuerten Anlagen, Berechnen von Mischungsverhältnissen und Materialeigenschaften von Papier und Hilfsstoffen
- technisches Verständnis: Überwachen computergesteuerter Maschinen, Wartungs- und Reparaturarbeiten
- Organisationstalent: Arbeitsvorbereitung
- Fähigkeit zur Zusammenarbeit: Teamarbeit
- logisch-analytisches Denken: Erkennen und Beheben von Störungen, Lesen von Querprofilen und Fließschemen am Bildschirm
- Reaktionsfähigkeit: Beheben von Störungen, z.B. Papierbahnriss
- Selbständigkeit: Erkennen von Störungen, Qualitätskontrolle
Sinn und Zweck dieses Berufs
PapiertechnikerInnen sind von zentraler Bedeutung für die Herstellung und Weiterverarbeitung von Papier und Papierprodukten. Diese Fachkräfte sind Experten in der Bedienung und Überwachung von Produktionsanlagen, die Papier aus Rohstoffen wie Holzfasern herstellen. Ihr Ziel ist es, hochwertige Papierprodukte in verschiedenen Formen und Größen zu produzieren, die den Anforderungen von Kunden und Industrie entsprechen.
PapiertechnikerInnen sind verantwortlich für die Kontrolle und Optimierung des Herstellungsprozesses, um die Qualität und Effizienz der Papierproduktion sicherzustellen. Sie überwachen den Fluss von Rohmaterialien, die Einstellungen der Maschinen und die Qualität des Endprodukts. Darüber hinaus führen sie Wartungsarbeiten an den Produktionsanlagen durch und sorgen für die Einhaltung von Sicherheitsstandards und Umweltschutzvorschriften.
Kurz gesagt, PapiertechnikerInnen spielen eine wesentliche Rolle in der Papierindustrie, indem sie den reibungslosen Ablauf der Produktion gewährleisten und hochwertige Papierprodukte herstellen. Durch ihre Fachkenntnisse und ihr Engagement tragen sie dazu bei, dass Papier in vielfältigen Anwendungen genutzt werden kann, sei es für Druckmedien, Verpackungen oder andere Zwecke.
Perspektiven und Entwicklungsmöglichkeiten nach der Lehre
Weiterbildung
Eine weiterführende Bildungsmöglichkeit zur Erreichung eines höheren Bildungsabschlusses bzw. zur Höherqualifizierung für AbsolventInnen dieses Lehrberufs ist vor allem die Werkmeisterschule für Berufstätige für die Papierindustrie (2 Jahre, Abendunterricht) in Steyrermühl/OÖ.
Aufstiegsmöglichkeiten
Nach längerer Betriebszugehörigkeit ist für PapiertechnikerInnen der Aufstieg zu VorarbeiterInnen und MaschinenführerInnen üblich. Weiters sind Aufstiegsmöglichkeiten zu Schicht- und WerkführerInnen, Abteilungs-, Produktions- und BetriebsleiterInnen sowie zu WerkmeisterInnen gegeben, die jedoch den Besuch von Weiterbildungskursen bzw. der Werkmeisterschule voraussetzen.
Selbständigkeit
Die Möglichkeit einer selbstständigen Berufsausübung (als GewerbeinhaberIn, PächterIn oder GeschäftsführerIn) besteht für PapiertechnikerInnen in folgenden reglementierten Gewerben (Befähigungsnachweis erforderlich):
- Chemische Laboratorien
- MechatronikerIn für Maschinen- und Fertigungstechnik
Weiters können PapiertechnikerInnen das freie Gewerbe „Erzeugung von Papierwaren“ ausüben.